Bayern, Franken und Böhmen zum Anbeißen
Ohne Klöße und Knödel wären viele Klassiker der bayerischen und böhmischen Küche arm dran. Erfolgreich haben sich Klöße und Knödel dem Trend zur leichten Küche widersetzt und hätten es eigentlich verdient, selbst in den Rang von Klassikern erhoben zu werden. So populär die schmackhaften Variationen auch sind, so unterschiedlich sind nicht nur die Rezepte, sondern auch die Bezeichnungen für die kulinarischen Lieblinge. In Altbayern ist der Semmelknödel das Maß der Dinge, in Franken der Kartoffelkloß, in Böhmen der aufgeschnittene Mehlknödel. Die Grenzen der jeweiligen Regierungsbezirke markieren in etwa auch die Sprachgrenze zwischen Kloß, Knödel und dem tschechischen „Knedlík“. Zusätzlich hat sich eine bunte Vielfalt an Dialektvarianten herausgebildet. In Oberfranken etwa kursieren nach Auskunft einschlägiger Sprachatlanten mindestens fünf Aussprachen: „gloos“, „glias“, „gliis“, „glees“ und „gniala“.
Trotz klangvoller sprachlicher Ausgestaltungen gibt sich die bayerische Leibspeise auf dem Teller ganz bescheiden. Nur in der Kombination „Kloß mit Soß“ darf das Teiggericht die Hauptrolle spielen. Dagegen versteht sich die böhmische Küche vorzüglich darauf, Knödel ins Zentrum der Lebensfreude zu rücken. Hier ist speziell den süßen Varianten – dem Germknödel, dem Marillenknödel u.a.m. – der Durchbruch zum Klassiker längst gelungen.
Oliver van Essenberg